Allerheiligen und Allerseelen
Schon im 4. Jahrhundert gab es in Antiochien einen "Sonntag aller Heiligen". Man feierte ihn eine Woche nach Pfingsten. In Rom wurde im 7. Jahrhundert der 13. Mai als "Allerheiligenfest" begangen in Erinnerung daran, dass am 13. Mai 608 das Pantheon in eine christliche Kirche "zu Ehren Marias und aller Märtyrer" geweiht worden war. In Irland feierte man etwa seit dem 8. Jahrhundert am 1. November Allerheiligen. Dieser Termin setzte sich im 9. Jahrhundert im ganzen Abendland durch.
Allerheiligenstriezel
In Österreich (wie auch in vielen anderen traditionell katholischen Ländern) ist dieser Tag ein gesetzlicher Feiertag. An vielen Orten ist es Brauch, dass Patenkinder von Ihren Paten und Patinnen den "Allerheiligenstriezel", ein geflochtenes Germgebäck, erhalten. Er soll an die Verbindung von Himmel und Erde, Diesseits und Jenseits, an die liebevolle Gemeinschaft zwischen den auf der Erde Lebenden und den in die Ewigkeit Vorausgegangenen erinnern. "Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn." (Römer 14,7-8)
Friedhofgang
Der Nachmittag des Allerheiligenfestes ist in katholischen Gemeinden bereits stark vom kommenden Allerseelentag (2. November) geprägt. In den Kirchen und auf den Friedhöfen - vor geschmückten Gräbern - wird in Liebe aller Verstorbenen gedacht und für sie gebetet.
Halloween
Auch der Name dieses in den letzten Jahren aus den USA importierten Brauches erinnert noch an das Allerheiligenfest: "All Hallows Evening" hieß der Vorabend des Allerheiligenfestes, an dem in Irland schon in alter Zeit Halloween-Bräuche üblich waren. Zusammenhänge mit Ritualen des keltischen Samain-Festes werden vermutet. Möglichweise sollten Lichter in ausgehöhlten Rüben gefährlich umherschweifende Geister und Seelen abwehren.
Allerseelen
Zu Allerseelen denken katholische Christen an alle Verstorbenen ("alle Seelen") und vertrauen sie im Gebet und in der Feier der Eucharistie der Barmherzigkeit Gottes an.
Der Allerseelentag wurde im Jahre 998 von Abt Odilo in Cluny eingeführt und zuerst nur in Klöstern, bald aber auch in vielen anderen Gemeinschaften begangen. Seit Anfang des 14. Jahrhunderts ist er auch in Rom nachweisbar.
Katholischer Glaube sagt: Menschen, die mit Gott versöhnt aus dem Leben scheiden, aber noch mit manch Bösem behaftet sind, bedürfen der Läuterung (lat. purgatorium), ehe sie ganz mit Gott vereinigt werden können. Die Gläubigen auf Erden können den Verstorbenen durch ihr Gebet und Taten der Liebe dabei helfen. "Die Liebe hört niemals auf", schreibt der Apostel Paulus (1 Kor 13,8). So vermag auch die Grenze des Todes die helfende und heilende Kraft der Liebe nicht aufzuhalten. Gott freut sich an der Liebe der Lebenden und lässt sie den Verstorbenen zu Gute kommen.
In manchen Jahrhunderten malten sich Christen den Vorgang der Läuterung recht phantasievoll aus (z. B. ängstlich wartende Seelen in einem höllenähnlichen Feuer). Solche zeitbedingten und mitunter auch schädlichen Vorstellungen, die auch in die religiöse Kunst Eingang gefunden haben, gehören nicht zum Wesen des katholischen Glaubens.
Es ist Brauch, in den Tagen vor Allerheiligen und Allerseelen die Gräber mit Blumen zu schmücken. Lichter auf den Gräbern sollen Ausdruck der Liebe un des Gebetes für die Verstorbenen sein.